Seit Monaten versucht die AfD in Rostock mit antimuslimischem Rassismus gegen Menschen, die sie als Migrant*innen lesen, Stimmung zu machen. Die monatlichen Ansammlungen von Faschist*innen und Antifeminist*nnen von bürgerlich rechts bis zu gewaltbereiten Neonazis verstärken durch verdrehte oder erfundene Geschichten über Nicht-Weiße ein gesellschaftliches Narrativ der „fremden Kultur“, die angeblich hier nicht her passt. Auch Chemnitz hat (erneut) erschreckend gezeigt, wie anschlussfähig die Positionen der extremen Rechten inzwischen geworden sind. Bei den dortigen Pogromen versuchten Rassist*innen die Stimmung weiter aufzuheizen, indem der Auseinandersetzung um den Tod des Daniel H. eine der Tat vorausgegangene versuchte Vergewaltigung hinzugedichtet wurde. So wird die Gewalt, die Frauen*, Lesben, Trans- und Interpersonen (FLTI*) im Patriarchat erfahren, von ausgerechnet den Leuten instrumentalisiert, die Frauen* in festgeschriebene Rollenbilder zwängen wollen und immer wieder versuchen, ihr Recht auf Selbstbestimmung einzuschränken.
Gewalt gegen FLTI* geschieht nicht nur zu Silvester in Köln, sondern jedes Jahr auf jedem x-beliebigem „Volksfest“. Sexualisierte Gewalt ist keine Frage der Hautfarbe, der Religion oder der Herkunft, sondern eine Frage patriarchaler Zustände. Opfer sind nicht nur weiße Frauen*, Täter nicht nur Migranten, Geflüchtete oder Muslime! Sexualisierte Gewalt ist kein importiertes Problem, auch wenn die AfD dies gerne so darstellt.
Wir lassen unsere feministische Politik nicht von Rechten vereinnahmen, die Rollenbilder der 1950er propagieren und uns zu sittsamen Gebärmaschinen machen wollen. Wir widersetzen uns der Tendenz, dass im Namen von Frauen*rechten eine rassistische (Asyl-)politik verfolgt wird. Bei den nationalen Bewegungen der Zeit marschieren wir nicht mit. Wir treten ihnen entgegen: den Identitären, der AfD, den Pegidist*innen und all jenen, die versuchen, weibliche Körper für ihre völkische Hetze zu vereinnahmen.

Die Gesellschaft, die vom reaktionären Zusammenschluss aus AfD, Kameradschaften, Identitären, völkischen Siedler*nnen und Co. angestrebt wird, ist die der Volksgemeinschaft. Diese stützt sich auf das vermeintliche „Idyll“ der heteronormativen Kleinfamilie. Der Weg der Frau in dieser völkischen Weltsicht, mit der Familie als Keimzelle der Nation, geht schnurstracks zurück zu Kindern und Küche. Die Volkswirtschaft sollen Frauen durch Arbeit nur so weit unterstützen, wie es dem Nachwuchs nicht schadet, ansonsten wird hübsch ausgesehen und sich für Soziales eingesetzt. Männer haben stark zu sein und die Familie zu ernähren. Wie in rechtsradikalen und Neonazi-Strukturen üblich, wird ein Bild des kriegerischen, trinkfesten, Sicherheit erkämpfenden Mannes gezeichnet. „Schwäche“ oder Angst dürfen nicht gezeigt werden und wenn doch, dann brechen sie in Form von Gewalttätigkeit und Aggression hervor. Geringverdienende und erwerbslose Menschen, die von Neonazis und Rechten eigentlich als „schwach“ gelesen werden, können in dieser Ideologie stets „den Ausländern“ die Schuld an ihrer Situation geben.
Durch diese Geschlechterpolitik wird das Feindbild des „Migranten, der unsere Kultur bedroht“ gefestigt und alternative Lebensgestaltung als „Gendermainstreaming oder -blödsinn“ verschrien, der mit Ablehnung, Diffamierung und Hetze begegnet wird.
Rechte Politik bedeutet weit mehr als Hetze und Übergriffe. Sie steht für den Aufbau der Festung Europa, das Einkalkulieren des Sterbens von Menschen auf dem Mittelmeer, ein Weltbild aus dem letzten Jahrhundert, Kapitalismus, Ausbeutung, Schubladendenken und Spaltung der Gesellschaft. Grenzüberschreitende Solidarität ist notwendig, um Freiheit und Vielfalt erhalten zu können. Die Kämpfe gegen Rassismus, kapitalistische Ausbeutung und Sexismus gehören deshalb untrennbar zusammen.

Unter anderem deswegen rufen wir, Randale Rostock, hiermit auf, sich an den Blockaden am Samstag den 22.09. gegen den Aufmarsch der AfD zu beteiligen. Wir fordern: Feminismus statt Vaterland! Denn unser Feminismus ist und bleibt antirassistisch: wir stellen uns klar an die Seite derer, die in unserer Gesellschaft marginalisiert sind. Wir gehen auf die Straße für alle, die in dem System, in dem wir leben, unterdrückt und ausgebeutet werden. Wir machen mobil gegen antifeministische, völkische, rassistische und antisemitische Hetze! Und wir setzen uns hin für den Feminismus!*** Keinen Fußbreit der reaktionären, menschenverachtenden Scheiße, die Höcke und Konsort*innen als Alternative verkaufen wollen!

Keinen Fußbreit dem Faschismus!

Alle Infos zum Tag:  https://rostock.blackblogs.org/2018/09/16/infos-zum-21-und-22-09-naziaufmarsch-verhindern/